Kunstgriff Dithmarschen 2024 12. bis 28. September WORT – BILD – KLANG


Hand in Hand: Claudia Westphal-Oelerich (links) und Anna Christiansen organisieren den nächsten Kunstgriff gemeinsam, aber Christiansen hat jetzt den Hut auf. Sie poliert gerade die Webseite auf und bringt das Programmheft in Druck. Beide wollen Kunstgriff online sichtbarer machen. Foto: Reißig
Kunstgriff im Aufwind: Anna Christiansen neue Leiterin
DLZ / Dithmarscher Landeszeitung
Dithmarschen
Die neue Kunstgriff-Leiterin Anna Christiansen steigt gleich ein in die heiße Phase: In Kürze soll das Programm in Druck und die neue Webseite freigeschaltet werden. Dann wird auf Instagram getrommelt.
Von Wiebke Reißig
Sie ist gerade mal 28, in Meldorf aufgewachsen, hat Ausbildung und Studium im Galopp durchlaufen und will nun die Dithmarscher Kultur zu den Leuten bringen – auch zu jenen, die nicht die altehrwürdigen Gemäuer des Landesmuseums betreten (siehe unten). Anna Christiansen übernimmt zugleich die Leitung des Dithmarscher Kunstgriffs, das zweiwöchige, kreisweite Kulturprojekt, dessen Ausstellungen, Lesungen, Performances häufig außerhalb üblicher Museumsorte veranstaltet werden.
Vorgängerin Claudia Westphal-Oelerich bleibt im Orga-Team an Bord und macht aus Zeitmangel gerne den Platz frei. Sie ist ebenfalls Meldorferin und freut sich, dass die Zukunft des Kunstgriffs in so guten Händen ist. „Es ist toll, wenn junge Leute gut ausgebildet und vernetzt nach Dithmarschen zurückkommen.“
Für Christiansen ist das ein „sehr bewusster Schritt“. Die Kultur- und Medienexpertin weiß natürlich, wie wichtig die sozialen Medien für ihre Arbeit sind, und mag es dennoch, dass in Dithmarschen „die persönlichen Kontakte mehr zählen“ als manch anderenorts. Auch ihre Rückkehr hatte sich gleich herumgesprochen, bevor sie selbst wieder Hallo sagen konnte.
Gut einhundert Teilnehmer werden im September viele hundert Besucher in die Dithmarscher Galerien, Cafés, Mühlen, Dielen, Gärten und Ateliers einladen, die dann für die zwei Dithmarscher Kunstgriff-Wochen herausgeputzt sind. Und für die neue Leiterin geht es sogleich in die Vollen: Sie bringt gerade sämtliche Bilder, Texte, Namen, Adressen, Öffnungszeiten zusammen und in die passende Länge für das Programmheft, damit die Druckerei in Tellingstedt baldmöglichst drucken kann, sobald die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler letzte Korrekturen und Aktualisierungen vorgenommen haben.
Die Programmhefte sollen vor Beginn der Sommerferien in Umlauf gehen, daher der lange Vorlauf für die vielen Termine, Adressen und Abstimmungen. Den Anmeldetermin für Projekte, wie gewünscht, noch weiter als bis Ende Januar zu verschieben, sei schwierig, so Westphal-Oelerich.
Der Kunstgriff startet, wie üblich, am Freitag nach Ende der Sommerferien mit der Werkschau aller Teilnehmenden im Kreishaus. Da wehte mit Live-Interviews statt langer Reden bereits frischer Wind, nachdem Westphal-Oelerich und ihr Orga-Team eine Art Relaunch angeschoben und Verbesserungswünsche bei aktuellen und ehemaligen Künstlern und Kreativen abgefragt hatten. Das kommt bei den ambitionierten Amateuren und Profis gut an.
Tatsächlich gehen in diesem Jahr deutlich mehr Teilnehmende an den Start, fast ein Drittel von ihnen gestalten gemeinsame Veranstaltungen. Besonders dafür hatte das Orga-Team geworben, denn das gemeinsame Kunstgriff-Dach, der Austausch und das Netzwerken, das in den zurückliegenden Jahren zu kurz gekommen war, hilft besonders neuen Ausstellenden und bringt letztlich mehr Abwechslung und Bandbreite für alle Besucher und Teilnehmer ins Programm.
Claudia Westphal-Oelerich und Anna Christiansen werden den nächsten Kunstgriff von nun an gemeinsam vorbereiten, für einen sanften Übergang. Anna Christiansen hat aber den Hut auf, betont Westphal-Oelerich. Sie hat den Kunstgriff sieben Jahre lang mit viel Herzblut und Unterstützung des Orga-Teams und dem Verein Volkshochschulen in Dithmarschen geführt. Die durchschnittlich eine Wochenstunde, die sie über den Kreis-etat dafür abrechnen konnte, erlaubte Veränderungen erst in kleinen Schritten. Das große Vorhaben, mehr Sichtbarkeit und Aktivität online, will jetzt Anna Christiansen vorrangig auf den Zettel nehmen. Alle Teilnehmenden sind aufgerufen, Fotos, Bildtexte und Videoclips an die Kunstgriff-Redaktion zu schicken. In der vorigen ersten Instagram-Saison war die Ausbeute noch sparsam, sagt Westphal-Oelerich.
Gemeinsam mit Marketingmann Dirk Jacobs hat sie zudem gerade die Webseite aufpoliert, jetzt auch mobil lesbar. „Das war überfällig.“
Kultur vor die Tür bringen: In Cafés und bei Aktionstagen für Museen
Anna Christiansen scheint gleich ein doppelter Glücksfall für den Kunstgriff zu sein: Die 28-Jährige wuchs in Meldorf auf, weiß also, „wie Dithmarschen funktioniert“, wie sie sagt. Schon als Jugendliche hat sie erlebt, dass hinter den Kulissen großer Veranstaltungen auch in haarigen Situationen vor allem gilt: Ruhe bewahren. Und dass zugleich alles penibel genau organisiert sein muss. Denn ihr Vater hat als Chef von Elektro Christiansen Veranstaltungen wie das Klosterhoffest beschallt.
Anna Christiansen hat Medien- und Kunstwissenschaften in Braunschweig, danach Kulturvermittlung studiert und dann im Kunstmuseum Celle als wissenschaftliche Mitarbeiterin volontiert. Es fügt sich geradezu ideal, dass sich ihre Leitung des Dithmarscher Kunstgriffs mit ihrer neuen Stelle als Kulturvermittlerin beim Dithmarscher Landes- und dem Landwirtschaftsmuseum verknüpfen lässt.
Mit durchschnittlich zwei Stunden pro Woche (doppelt so viel wie bislang für Westphal-Oelerich) ist die Kunstgriff-Leitung für Anna Christiansen kalkuliert. „In den heißen Phasen des Projektes braucht das natürlich deutlich mehr Zeit, in manchen Monaten dafür gar keine.“ Dafür werden intern Aufgaben verschoben. Möglich ist das, weil der Verein Volkshochschulen in Dithmarschen für das Landes- und Landwirtschaftsmuseum sowie für den Dithmarscher Kunstgriff die Verantwortung trägt.
Besonders im vorigen Jahr hatten Westphal-Oelerich und ihr engagiertes Orga-Team jede Menge unentgeltlicher Stunden hineingebuttert, um den vor fast einem Vierteljahrhundert ins Leben gerufenen Kunstgriff zukunftsfit zu machen. Anna Christiansen steigt genau dort nun mit ein. Sie strafft und digitalisiert Arbeitsabläufe, wird sich um Social Media kümmern und hat eine Zeit festgelegt, in der sie für Teilnehmer und solche, die es vielleicht werden oder eine Location anbieten wollen, erreichbar ist: dienstagsnachmittags unter 0174/2869020, ansonsten unter . Denn auch eine bessere persönliche Erreichbarkeit wurde von Teilnehmern gewünscht, besonders während der Programmheftkorrekturen, zur Werksschau und vor dem Start. Im kommenden Jahr soll auch ein neu gestaltetes Programmheft Christiansens Aufgabe sein.
Für die Meldorfer Museen wird sie Workshops, Führungen und Aktionstage veranstalten und Ausstellungsteile unter anderem beim Kohlmarkt und beim Dithmarschentag in Heide präsentieren.